Globale Machtverschiebung im Zeitalter der Globalisierung
Unter dem Titel Globale Machtverschiebungen im Zeitalter der Globalisierung lud das Center for Global Studies am 29. Oktober 2018 ins Bonner Universitätsforum. Auf dem Programm stand dabei zum einen die Präsentation der zentralen Ergebnisse des „Bonn Power Shift Monitor“ (BPSM)-Forschungsprojekt des CGS durch die wissenschaftliche Mitarbeiterin Christiane Suchanek. Mit dem BPSM konnten wir unter anderem durch quantitative Analysen zeigen, dass China zwischen 2005 und 2015 den größten Machtzuwachs aller G20 Staaten verbuchen konnte, die USA weiterhin das mächtigste Land der Welt sind und die G20 Staaten insgesamt in der Machtverteilung näher zusammengerückt sind. Die ausführliche Analyse und detaillierte Länderauswertungen finden Sie hier.
Die Erkenntnisse des BPSM und damit verbundene Implikationen für die internationale Politik wurden in der anschließenden Podiumsdiskussion unter Moderation von Hendrik W. Ohnesorge mit Vertretern aus Politik und Wissenschaft vertiefend diskutiert. Die Gäste Dr. Norbert Röttgen (CDU) und Dr. Rolf Mützenich (SPD) konnten aus ihrer jeweiligen langjährigen außenpolitischen Erfahrung schöpfend wertvolle politikpraktische Einblicke in veränderte Machtkonstellationen in der internationalen Politik bieten. Die Bonner Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Xuewu Gu vom Center for Global Studies sowie Prof. Dr. Jörg Blasius, der geschäftsführende Direktor des Instituts für Politische Wissenschaft und Soziologie, gaben dazu interessante Impulse aus den Theorien der Internationalen Beziehungen und der empirischen Sozialforschung heraus.
In der regen Diskussion wurde unter anderem beleuchtet, wie spürbar eine Machtverschiebung in Richtung der Volksrepublik China in der politischen Praxis bereits geworden ist. Konträre Meinungen gab es zur These des Abstiegs der USA und der Frage, ob man sich nicht doch auf einen ‚dritten hegemonialen Zyklus‘ der Vereinigten Staaten zubewege. Die Machtindikatoren des BPSM betreffend wurden viele Übereinstimmungen mit der persönlichen Wahrnehmung der Diskutanten gefunden, aber auch mögliche zusätzliche Machtindikatoren wie das Korruptionslevel eines Staats angeregt. Zudem fokussierte die Podiumsrunde immer wieder auch auf den Machtfaktor der Persönlichkeit politischer Entscheidungsträger/-innen sowie die Macht nichtstaatlicher Akteure, wie etwa die Informationsmacht sozialer Medien. Die breite Spannweite theoretischer Konzeptionen von Macht wurde auch immer wieder in der Diskussion in Form der wachsenden Bedeutung von Soft Power sowie struktureller ‚Hebelkraft‘ in den IB deutlich. Doch auch zukünftige Perspektiven der Verteidigung Europas wurden gegeneinander abgewogen, so die Zusammenarbeit innerhalb von PESCO und das Szenario einer exklusiveren Staatenallianz innerhalb der EU. Die Vielfalt und Tiefe der Podiumsdiskussion spiegelte sich abschließend auch in den regen Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum wieder.
Das CGS Bonn dankt allen Gästen und Teilnehmer/-innen für ihr zahlreiches Erscheinen und ihre wertvollen Beiträge.