Symposium zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Schwarz
Die Zentralmacht auf der Suche nach einem außenpolitischen Kompass? – Symposium zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Schwarz
Die Rolle Deutschlands in einer globalisierten Welt: Nationale Interessen und weltpolitische Verantwortungen – unter diesem Titel führte der Lehrstuhl für Internationale Beziehungen der Universität Bonn, anlässlich des 80. Geburtstages von Politikwissenschaftler, Historiker und Schriftsteller Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Schwarz, ein wissenschaftliches Symposion durch. Unter dem Eindruck der jüngsten weltpolitischen Spannungen traten Professor Schwarz zu Ehren Kollegen, Weggefährten und ehemalige Schüler aus Wissenschaft, Bundespolitik, Wirtschaft und Medien ans Rednerpult, um die zwei tragenden Säulen deutscher Außenpolitik – die Europäische Integration und das Transatlantische Bündnis – zu beleuchten.
Zentrale Fragestellungen aus dem Werk von Prof. Schwarz haben angesichts der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Zeichen der Eurokrise, der Ukraine-Krise sowie der Vertrauenskrise im Verhältnis zwischen Deutschland und den USA, im Zusammenhang mit der Snowden- bzw. NSA-Affäre bis heute nichts an Aktualität verloren. Laut Schwarz stellen Amerika und Europa unverändert die zwei wichtigsten „Bezugskreise der deutschen Außenpolitik“. So umrissen Wissenschaftler aus den USA, Frankreich und Deutschland, moderiert von Dr. Michael Stürmer (Die Welt) und Dr. Theo Sommer (Die Zeit), die Kernfragen der außenpolitischen Zukunft Deutschlands. Wie unentbehrlich EU und USA für Deutschland sind, wurde hierbei kontrovers diskutiert. Deutschlands „Machtvergessenheit“ einerseits sowie die großen kulturellen Unterschiede innerhalb der Europäischen Union machen die Beantwortung dieses Themenkomplexes zu einem fast unlösbaren Rätsel. Zugleich wird Berlin andererseits für seine angebliche Hegemonialpolitik innerhalb Europas oftmals scharf kritisiert.
Die andauernde institutionelle Evolution der europäischen Union, und besonders die immer paradoxere Rolle von Nationalstaaten im Regierungs- und Regelungsgeflecht der EU, bleibt damit auch eine zentrale Herausforderung deutscher Gestaltungspolitik.
Übereinstimmend mit der Betonung historischer Kontinuitäten der deutschen Situation verwies auch Peter Altmeier, der Grüße der Bundeskanzlerin überbrachte, auf das Gebot deutscher Zurückhaltung. Vorbild sei hier, so ein nachdenklicher Altmeier, unverändert Bismarcks zurückhaltende und auf Ausgleich bedachte Realpolitik. Insofern bestehe ein klarer, wenn auch nicht unumstrittener Kurs, dem die deutsche Regierung folge.
Die deutsch-amerikanischen Beziehungen befinden sich seit dem NSA-Skandal in einem äußerst fluiden Zustand. Wie deutlich Berlin Führungsaufgaben im Kontext des europäischen Krisenmanagements übernehmen sollte ist hierbei ebenso umstritten wie die Frage, ob das Ausmaß deutscher „Selbstverzwergung“ einen selbstbewussteren Umgang mit den USA behindert. Einigkeit herrschte hingegen bei der Beobachtung, dass zwischen den USA und Deutschland ein zunehmender „gap“ hinsichtlich des kulturellen und politischen Selbstverständnisses bestehen. Vor allem in den deutschen Generationen, die den Kalten Krieg lediglich als historisches Ereignis wahrnehmen, würde das Fundament gemeinsamer transatlantischer Grundwerte zunehmend angezweifelt.
Das Programm zum Symposium finden Sie hier.
Medienberichterstattung zum Symposium:
- Die Welt: „80 Jahre Schwarz“
- General Anzeiger: „Ehrung für einen verdienten Politologen“
- RP Online: „Kohl-Biograf Schwarz wird 80“
- Die Welt: „Bienenfleißig mit (fast) 80 Jahren“