CGS Bonn
Uni Bonn

Global Trends – Antrittsvorlesung Prof. Dr. Xuewu Gu am 24. Januar 2011

Prof. Gu stellte in seiner Antrittsvorlesung seine These der strukturellen Macht als dritte Machtform, welche die in der politischen Wissenschaft dominierende Dichotomie von hard power und soft power auflöst bzw. erweitert, vor. Sein Ansatz wurde durch die Debatte über die Zusammenhänge zwischen „struktureller Macht“ und „hegemonialer Stabilität“ in der Disziplin Internationale Politische Ökonomie inspiriert, begründet sich aber hauptsächlich auf die Beobachtung der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen der Gegenwart. Besonders auf die Beobachtung eines politisches Phänomen der letzten Jahre, das wissenschaftlich noch nicht ausreichend erklärt ist: Die Entkopplung der Durchsetzungsfähigkeit der Staaten auf internationaler Ebene von den für sie verfügbaren Machtkapazitäten. Denn immer häufiger erweisen sich Staaten, die beeindruckende hard power besitzen, bzw. scheinbar über ausreichende soft power verfügen, als unfähig, ihre themenspezifischen Staatspräferenzen auf der internationalen Ebene durchzusetzen. Umgekehrt kommt es immer häufiger vor, dass Staaten trotz schwächerer Positionen in Hinsicht von hard bzw. soft power in der Lage sind, entweder sich gegen den Willen der „Mächtigeren“ durchsetzen oder ihre Pläne zu durchkreuzen.

Denn immer häufiger erweisen sich Staaten, die beeindruckende hard power besitzen, bzw. scheinbar über ausreichende soft power verfügen, als unfähig, ihre themenspezifischen Staatspräferenzen auf der internationalen Ebene durchzusetzen. Umgekehrt kommt es immer häufiger vor, dass Staaten trotz schwächerer Positionen in Hinsicht von hard bzw. soft power in der Lage sind, entweder sich gegen den Willen der „Mächtigeren“ durchsetzen oder ihre Pläne zu durchkreuzen. Dieses Phänomen der Entkopplung zwischen Machtkapazitäten und Durchsetzungsfähigkeit, auch wenn seine Dauerhaftigkeit und Intensität noch genauer beobachtet werden sollen, ist bislang noch nicht systematisch untersucht worden und soll einer der Forschungsschwerpunkts von Prof. Gu an der Universität Bonn werden.

Wissenschaftlich veranlasst diese Beobachtung, zu fragen, ob und inwiefern es neben den zwei bekannten Machtressourcen hard und soft power eine dritte Quelle von Macht gibt, die maßgebend dafür sorgt, dass bestimmte Staaten sich bei internationalen Konflikten durchsetzen und andere bei ihren Bemühungen um Interessensdurchsetzung scheitern. Es ist höchst wahrscheinlich, dass eine dritte Machtquelle, deren Konturen und Wirkungsweise wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht sind, vorhanden ist. Diese dritte Macht könnte die „strukturelle Macht“ sein, die die Wirkungen der bekannten hard und soft power relativiert oder sogar neutralisiert und Staaten ohne solche „klassischen“ Machtressourcen zu politischen Erfolgen verhilft. Die Erforschung der Quellen und Wirkweisen von „struktureller Macht“ werden ein weiter Forschungsschwerpunkt von Prof. Gu sein.

Letzte Aktualisierung: 25. August 2018